Bestand:
                                          
                                       
                                       Findbuch Abt. 138: Reklame- und Siegelmarken
                                    Signatur:
                                          
                                       
                                       138-1177
                                    Titel:
                                          
                                       
                                       Deutsches Heim, Prag
                                    Beschreibung:
                                          
                                       
                                       Die querrechteckige Marke zeigt den monochromatisch-roten Druck einer Gruppe Männer in frühmittelalterlich-germanisch anmutender
                                          Kleidung, die oberhalb eines Flusses schwere Quader zu einer Festungsanlage zusammenfügen. An der Mauer hängt ein Kranz, in
                                          dem auf einem Spruchband "Deutsches Heim" zu lesen ist. Im rechten oberen Teil der Marke ist zu lesen "Deutsches Heim, Prag."
                                          Rechts unten ist der Wert der Propaganda- oder Spenden-Marke in Höhe von 2h angegeben. Hintergrund der Marke könnte der sogenannte
                                          Böhmische Sprachenkonflikt des 19. und 20. Jahrhunderts sein, in dem die tschechischen Mehrheiten in den böhmischen Ländern
                                          der Habsburgmonarchie eine Gleichberechtigung ihrer Sprache gegenüber der deutschen Minderheit verlangte. Ein entscheidender
                                          Schritt zur sprachlichen Gleichberechtigung gelang den Tschechen vorübergehend im Jahr 1897. Der Ministerpräsident von Cisleithanien,
                                          der polnische Adelige Kasimir Felix Badeni, erließ am 5. April als k.k. Innenminister gemeinsam mit vier anderen Ministern
                                          die später so genannte Badenische Sprachenverordnung, die die zweisprachige Amtsführung in Böhmen und Mähren (auch in den
                                          überwiegend deutschsprachigen Gebieten) festlegte. Die Deutschen der Monarchie aus allen politischen Lagern reagierten mit
                                          Empörung. Demonstrationen, Ausschreitungen und Obstruktion von Parlamentssitzungen waren an der Tagesordnung. Am 28. November
                                          1897 musste das Ministerium Badeni dem öffentlichen Druck weichen und Kaiser Franz Joseph I. den Rücktritt anbieten. Badenis
                                          Nachfolger Paul Gautsch von Frankenthurn entschärfte die Sprachenverordnung zu Gunsten der Deutschböhmen und -mährer im Frühjahr
                                          1898. Dieser und andere Nationalitätenkonflikte in Österreich-Ungarn führten letztendlich am Ende des Ersten Weltkriegs zum
                                          Auseinanderbrechen der Donaumonarchie. Thematisch und zeitlich passt die Marke in diesen Kontext.
                                       
                                    Laufzeit:
                                          
                                       
                                       o.J.