Bestand:
Findbuch Abt. 138: Reklame- und Siegelmarken
Signatur:
138-1048
Titel:
Gebr. Hirschfeld, Hamburg, Lübeck, Bremen, Leipzig, Hannover. Morgenröcke
Beschreibung:
Die querrechteckige Marke mit weißem gezahnten Rand zeigt auf blauem Grund den kolorierten Druck einer lesenden Frau, die
auf einer Chaiselongue liegt. Sie hält ein geöffnetes Buch in die Höhe. Außerdem trägt sie einen roten Morgenrock und grüne
Strümpfe. Vor der Chaiselongue stehen rote Schuhe. Dahinter ist eine palmenartige Pflanze zu sehen sowie ein Kaffeetisch mit
einem blau-weiß gepunkteten Teeservice darauf. Produziert wurde die Marke von Knackstedt | Co., Hamburg 22 Gebr. Hirschfeld
ist der Name einer Damenbekleidungsfirma in Hamburg, die am 14. August 1892 von Isidor Hirschfeld und seinem Bruder Joseph
sowie Benno Hirschfeld gegründet wurde. Der Architekt Johannes Grotjan errichtete 1906 das Modehaus am Neuen Wall in Hamburg.
Weitere Geschäfte gab es auch in Lübeck, Bremen, Hannover und Leipzig. Wie viele andere jüdische Geschäfte wurde auch das
Hamburger Modehaus am Neuen Wall in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 verwüstet. Kurz danach wurde das Unternehmen
zwangsenteignet und an den Hamburger Geschäftsmann Franz Fahning verkauft. Fahning war bis dahin 1. Prokurist im Haus Hirschfeld
gewesen. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Benno Hirschfeld im KZ Buchenwald ermordet, sein Sohn Kurt-Manfred im
KZ Neuengamme erschlagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Eigentum dem überlebenden Sohn von Benno Hirschfeld, Hans Simon
Hirschfeld zurückgegeben, während Franz Fahning das Geschäft weiterführen durfte. 1956 kaufte Fahning von den im Ausland überlebenden
Hirschfelds 50 % der Immobilie zurück und betrieb das Geschäft bis 1991 weiter. Fahning beantragte 1991 die Zwangsversteigerung.
Im Rahmen des 1994 über die Schneider AG eröffneten Insolvenzverfahrens ging die Immobilie in den Besitz der Berliner Pfand
und Hypotheken Bank über, die diesen dann an die HOEST Pensionskasse verkaufte.
Laufzeit:
o.J.