Bestand:
Findbuch Abt. 138: Reklame- und Siegelmarken
Signatur:
138-1171
Titel:
Verein für das Deutschtum im Ausland. Wohlfahrtsmarke, 2 Pfennige
Beschreibung:
Die rautenförmig-quadratische Marke mit weißem gezahnten Rand zeigt auf gelbem Grund eine kolorierte Zeichnung in einem Kreis.
Zu sehen sind neun Kinder. Vier davon halten sich an den Händen und umringen einen Eichenbaum. Davor sitzt ein älteres Mädchen
und liest zwei Jungen etwas vor. Rechts daneben sitzt ein weiteres Mädchen und hält ein kleines Kind im Arm. Umrahmt wird
die kreisförmige Szene an der Oberseite von Notenlinien (bei den dargestellten Noten handelt es sich um die deutsche Nationalhymne),
an der unteren Seite von einem Spruchband: "Verein für das Deutschtum im Ausland." In der unteren Ecke der Marke sind zwei
gekreuzte deutsche Flaggen zu sehen. In den linken und rechten Ecken ist in einem roten Kreis der Wert 2 Pfennige angegeben.
In der oberen Ecke befindet sich eine Darstellung des Preußischen Adlers. Als Gründungsdatum des Vereins für das Deutschtum
im Ausland (VDA) gilt der 15. August 1881, als die Berliner Ortsgruppe des 1880 in Wien gegründeten Deutschen Schulvereines
beschloss, die selbständigen ca. 50 reichsdeutschen Unterstützervereine im „Allgemeinen Deutschen Schulverein zu zentralisieren.
Die Ursprünge des VDA liegen im "Allgemeinen Deutschen Schulverein", der zur völkischen Bewegung zählte und 1881 in Berlin
mit dem Ziel gegründet wurde, das "Deutschtum" in der ganzen Welt zu fördern und zu schützen. Der Name des Vereins verwies
auf einen seiner Arbeitsschwerpunkte, die Gründung und Förderung deutscher Schulen im Ausland; nicht zuletzt deshalb gehörten
ihm zahlreiche Lehrer an. Dahinter stand das Interesse, die deutschen Minderheiten als Hebel für eine Ausdehnung des deutschen
Machtbereichs zu benutzen und letztlich ein "Großdeutsches Reich" zu errichten. Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte der Verein,
der 1908 in "Verein für das Deutschtum im Ausland" umbenannt worden war, einen Aufschwung, weil durch die Auflösung Österreich-Ungarns
und deutsche Gebietsabtretungen zahlreiche neue deutsche Minderheiten entstanden waren. Die "Volkstumsarbeit" des VDA diente
im Auftrag des Weimarer Staates fortan vor allem dazu, diese Minderheiten so zu betreuen und zu beeinflussen, dass unter der
Berufung auf das "Selbstbestimmungsrecht der Völker" eine Revision des Versailler Vertrages erreicht werden konnte. Nach der
Machtübernahme wurde der VDA in "Volksbund für das Deutschtum im Ausland" umbenannt, um seinen neuerlichen Bedeutungszuwachs
und seinen grenzübergreifenden Wirkungsanspruch zu verdeutlichen. Er widmete sich auch weiterhin der Förderung des großdeutschen
Nationalismus mit Hilfe deutscher Minderheiten. 1939 wurde ihm die alleinige Zuständigkeit für "Volkstumsarbeit" im Ausland
übertragen. Im Krieg engagierten sich führende Vertreter des VDA als Planer der nationalsozialistischen Rassen- und Vernichtungspolitik.
Der VDA wurde von den Alliierten nach der Niederlage des NS als "nazistische Organisation" verboten. 1955 kam es in München
zu seiner Neugründung. Zahlreiche Prominente aus den Reihen der konservativen Parteien und der Heimatvertriebenen gehörten
fortan dem VDA an. Seine finanzielle Förderung durch die Bundesregierung wurde 1998 eingestellt. Heute nennt sich der VDA
"Verein für deutsche Kulturbeziehungen im Ausland e. V."
Laufzeit:
1908-1933